Udo Kittelmann: Ein Vorwort oder die braune Periode
Katalogvorwort zur Ausstellung „Thomas Rentmeister. braun“, Kölnischer Kunstverein, Köln, 02.02. – 25.03.2001; in: braun / brown, (Kat.) Kölnischer Kunstverein, Köln 2002, S. 4f, engl. S. 6f.
Die Ausstellung „braun“ im Jahre 2001, eindrucksvoll dokumentiert durch die vorliegende Publikation, widmete sich erstmals mit einem retrospektiven Charakter dem skulpturalen Werk des Kölner Künstlers Thomas Rentmeister. Beginnend mit den frühen Arbeiten der achtziger Jahre bis hin zu seinen aktuellen Formulierungen zum Thema Skulptur konzentrierte sich die Ausstellung dabei auf Farbvarianten der Farbe Braun, die der Ausstellung auch ihren Titel gab.
Die Rentmeister’schen Skulpturen, häufig abgeformt in Polyester, sind stets in „appetitliche“ Farben getaucht: in Schokolade, in hellstes Nougat oder in einen cremigen Karamelton. Ihre Körperhaftigkeit erscheint dabei von vergänglicher Haltbarkeit, was oft noch durch ihre scheinbar dahinschmelzende Form unterstrichen wird. „Das Wesentliche an meinen hochglanzpolierten Skulpturen aus Polyester ist in der Tat ihre Oberfläche. Mir wäre am liebsten, wenn ich alles darunter liegende weglassen könnte und die Skulpturen wie virtuelle Hüllen oder unendlich dünnwandige Seifenblasen im wirklichen Raum herumliegen würden. Da das natürlich nicht möglich ist, versuche ich ihnen durch intensive handwerkliche Bearbeitung ein hyperkünstliches, in der Realität fremd wirkendes Erscheinungsbild zu geben, so dass zumindest die Imagination eines virtuellen Körpers nicht fern liegt. Die Objekte werden von mir – salopp gesagt – in Richtung Virtualität getrimmt, soweit es die Realität zulässt“, so beschreibt der Künstler selbst seine Arbeiten.
Thomas Rentmeister gehört zu den wenigen Künstlern, die sich im Zeitalter von Digitalität und Virtualität wieder mit der plastisch-dreidimensionalen Form beschäftigen. Verführerisch glatt und perfekt, in scheinbarer Bewegung über den Boden kriechend, führen die gegenwärtigen Skulpturen von Thomas Rentmeister eine beinahe wesenhafte Existenz im Raum, während die älteren Arbeiten in der Ausstellung – beginnend mit Variationen von Kaffee – die konsequente und eigenwillige künstlerische Position beschreiben, die der Künstler seitdem auch international einnimmt.
© Udo Kittelmann